Die Gefahren der Mundatmung: Wie Nasenatmung zu gesunden kindlichen Entwicklung beiträgt

 

Es mag wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen, aber die Art und Weise, wie wir atmen – durch die Nase oder den Mund – hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesundheit, Entwicklung und sogar unser Wohlbefinden. Gerade bei Kindern wird eine offene Mundhaltung oder Mundatmung oft unterschätzt. Doch warum ist die Nasenatmung so viel vorteilhafter und welche Nachteile birgt die Mundatmung?

 

Der Atemweg: Eine Weiche für die Gesundheit

 

Die Nase ist unser primäres und idealstes Atmungsorgan. Sie ist ein komplexes Filtersystem, das die eingeatmete Luft optimal für unsere Lungen vorbereitet. Wenn wir durch den Mund atmen, umgehen wir diese wichtigen Funktionen und setzen unseren Körper unnötigen Belastungen aus.

Vorteile der Nasenatmung:

  • Filterung: Nasenhaare und Schleimhäute filtern Staub, Pollen und Krankheitserreger aus der Luft.
  • Anfeuchtung: Die Schleimhäute befeuchten die Luft, was die Atemwege schützt und Austrocknung verhindert.
  • Erwärmung: Die Luft wird auf Körpertemperatur erwärmt, was für die Lunge schonender ist.
  • Stickstoffmonoxid-Produktion: Die Nasennebenhöhlen produzieren Stickstoffmonoxid (NO), ein Gas, das die Blutgefäße erweitert, die Sauerstoffaufnahme in der Lunge verbessert und antibakterielle Eigenschaften besitzt.

 

Stillen als Basis für gesunde Atmung und Mundhaltung

 

Die Verbindung zwischen Stillen und Nasenatmung ist enger, als man denkt. Der physiologische Prozess des Stillens ist das erste intensive Training für die oralen Muskeln, die für die korrekte Mundhaltung und Nasenatmung unerlässlich sind.

  • Muskelarbeit der Zunge: Beim Stillen führt die Zunge eine peristaltische Bewegung aus (vom vorderen zum hinteren Teil), um die Milch aus der Brust zu massieren. Diese Bewegung stärkt die Zungenmuskulatur, die für ihre korrekte Ruhelage – am Gaumen anliegend – verantwortlich ist. Eine Zunge, die stark genug ist, um am Gaumen zu ruhen, unterstützt die natürliche Form des Oberkiefers und hilft, den Mund geschlossen zu halten.
  • Training der Lippenmuskeln: Ein fester Saugschluss an der Brust erfordert eine starke Lippenmuskulatur. Diese Stärke ist später entscheidend, um die Lippen locker geschlossen zu halten und so eine offene Mundhaltung zu vermeiden.

Muttermilch ist nicht nur Nahrung, sondern auch ein natürliches Training, das die oralen Strukturen von Grund auf stärkt und somit präventiv gegen die Entwicklung einer offenen Mundhaltung wirkt.

 

Die Schattenseiten der Mundatmung: Mehr als nur eine Angewohnheit

 

Eine offene Mundhaltung oder chronische Mundatmung, besonders im Kindesalter, kann eine Reihe von negativen Folgen nach sich ziehen, die oft erst spät erkannt werden:

  • Veränderungen der Gesichts- und Kieferentwicklung (Long Face Syndrome): Die fehlende Zungenauflage am Gaumen und der ständige Druck der Wangenmuskulatur können zu einem schmalen Oberkiefer, Engstand der Zähne, einem fliehenden Kinn und einem langen, schmalen Gesicht führen.
  • Schlafstörungen: Mundatmung fördert Schnarchen, Schlafapnoe (Atemaussetzer) und unruhigen Schlaf, was zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsproblemen und schlechter schulischer Leistung führen kann.
  • Erhöhtes Infektionsrisiko: Ungefilterte, trockene und kalte Luft reizt die Atemwege und macht sie anfälliger für Infektionen der oberen und unteren Atemwege (Erkältungen, Ohrenentzündungen, Asthma).
  • Mundgesundheit: Der Mund trocknet aus, was das Risiko für Karies, Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch erhöht.
  • Sprachentwicklung: Eine ständig tieferliegende Zunge kann die korrekte Bildung bestimmter Laute beeinträchtigen.

 

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Mundatmung

 

Die Forschung hat die weitreichenden Auswirkungen der Mundatmung umfassend beleuchtet.

Eine Studie von Guilleminault et al. (2022), von der University of Standford, die den Zusammenhang zwischen chronischer Mundatmung und dem Auftreten von schlafbezogenen Atemstörungen bei Kindern untersucht, beleuchtet den direkten Zusammenhang zwischen chronischer Mundatmung und schlafbezogenen Atemstörungen bei Kindern. Sie unterstreicht, dass eine gestörte Nasenatmung zu ernsthaften Schlafproblemen führen kann, welche die Entwicklung und Gesundheit der Kinder maßgeblich beeinträchtigen.

Quelle: Lee, Seo-Young & Guilleminault, Christian & Chiu, Hsiao-Yean & Sullivan, Shannon. (2015). Mouth breathing, “nasal disuse,” and pediatric sleep-disordered breathing. Sleep And Breathing. 19. 10.1007/s11325-015-1154-6.

 

Eine aktuelle Studie von Lin et al. (2022), die im Front Public Health veröffentlicht wurde, hat die Auswirkungen der Mundatmung auf Kinder untersucht. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Mundatmung bei Kindern ein häufiges und oft unerkanntes Problem ist, das die kraniofaziale Entwicklung, d.h. die Entwicklung von Gesicht und Kiefer, negativ beeinflusst. Dies kann zu strukturellen Veränderungen führen, die wiederum die Atmung, den Schlaf und die Sprache beeinträchtigen.

Quelle: Lin L, Zhao T, Qin D, Hua F, He H. (2022). The impact of mouth breathing on dentofacial development: A concise review. Front Public Health. 2022 Sep 8;10:929165. PMID: 36159237; PMCID: PMC9498581. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9498581.

 

Fazit: Der Nasenweg ist der beste Weg

 

Die Nasenatmung ist ein Grundpfeiler für eine gesunde Entwicklung und ein gutes Wohlbefinden. Eine frühzeitige Erkennung und Behebung von Mundatmung bei Kindern ist entscheidend, um negative Folgen für die Gesichts-, Kiefer- und Sprachentwicklung sowie die allgemeine Gesundheit zu vermeiden. Achten Sie auf Anzeichen wie eine ständig offene Mundhaltung, Schnarchen oder häufige Erkältungen und suchen Sie bei Bedenken professionellen Rat. Als Still- und Fütterberaterin kann ich Ihnen erste Hinweise geben und Sie bei Bedarf an spezialisierte Fachleute weiterleiten.