Beikost ohne Brei – Das steckt hinter Baby-led Weaning

 

Baby-led Weaning, oder kurz BLW, ist mehr als nur ein Trend – es ist eine Art, die Beikostzeit zu gestalten, die die Autonomie des Kindes in den Mittelpunkt stellt. Anstatt mit dem Löffel gefüttert zu werden, erkunden Babys bei dieser Methode selbstständig feste Nahrung. Doch woher kommt dieser Ansatz und was sind die Vor- und Nachteile?

 

Die Geschichte des Baby-led Weaning

 

Der Begriff wurde in den frühen 2000er-Jahren von der britischen Hebamme und Stillberaterin Gill Rapley geprägt. In ihrem Buch „Baby-led Weaning – Der einfache Weg, Babys Essen zu geben“ (Originaltitel: ‚Baby-led Weaning: The essential guide to introducing solids‘) stellte sie die Theorie vor, dass Babys instinktiv wissen, wie viel sie essen müssen. Sie argumentiert, dass das Füttern mit Brei die natürlichen Signale des Babys stören kann, da die Eltern die Kontrolle über Menge und Tempo haben. Mit BLW soll das Kind seine angeborene Fähigkeit zur Selbstregulation des Hungers bewahren.

 

Was ist BLW eigentlich?

 

Beim Baby-led Weaning überspringt man die traditionelle Breiphase. Sobald das Baby die Beikostreifezeichen zeigt – es kann aufrecht sitzen, zeigt Interesse an Essen und verliert den Zungenstoßreflex –, werden ihm stattdessen fingergerechte Stücke von weich gekochtem Gemüse, Obst oder anderen geeigneten Lebensmitteln angeboten. Das Baby nimmt das Essen selbst in die Hand, führt es zum Mund und entscheidet, wie viel es isst.

Die Vorteile auf einen Blick:

  • Förderung der Selbstregulation: Das Baby lernt, auf sein Hunger- und Sättigungsgefühl zu hören.
  • Entwicklung der Motorik: Das Greifen und Führen der Nahrung schult die Fein- und Grobmotorik.
  • Verbesserung der oralen Motorik: Das Kauen verschiedener Konsistenzen ist wichtig für die Entwicklung der Kiefer- und Gesichtsmuskulatur, was auch der späteren Sprachentwicklung zugutekommt.
  • Gemeinsame Mahlzeiten: Das Baby isst direkt mit der Familie am Tisch, was die soziale Komponente des Essens stärkt.

Mögliche Bedenken und wie man damit umgeht:

Eine häufige Sorge ist die Nährstoffaufnahme, insbesondere Eisen, da Brei oft mit Eisen angereichert ist. Es ist wichtig, von Anfang an eisenreiche Lebensmittel wie Fleisch, Hülsenfrüchte und angereichertes Getreide anzubieten. Auch das Risiko des Verschluckens bereitet vielen Eltern Sorgen. Richtig zubereitete Lebensmittel (weich genug, dass sie zwischen den Fingern zerdrückt werden können) und die aufrechte Sitzposition minimieren dieses Risiko erheblich.

 

Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Baby-led Weaning

 

Die Forschung zu BLW hat in den letzten Jahren zugenommen und beleuchtet sowohl die Vorteile als auch die Risiken.

Studien zeigen, dass BLW-Babys tendenziell ein geringeres Risiko für Übergewicht im späteren Leben haben, da sie besser lernen, auf ihr Sättigungsgefühl zu hören. So zeigt beispielsweise eine 2015 in der BMC Pediatrics veröffentlichte Studie, dass Kinder, die nach der BLISS-Methode gefüttert wurden, ein geringeres Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit im Alter von zwei Jahren aufwiesen, da sie besser auf ihr eigenes Sättigungsgefühl hören.

Quelle: Daniels, L., Heath, AL.M., Williams, S.M. et al. Baby-Led Introduction to SolidS (BLISS) study: a randomised controlled trial of a baby-led approach to complementary feeding. BMC Pediatr 15, 179 (2015). https://doi.org/10.1186/s12887-015-0491-8

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit. Eine Studie der Medical University of Silesia in Katowice (Polen) bestätigt, dass das Risiko des Verschluckens bei BLW-Babys nicht höher ist als bei traditionell mit Brei gefütterten Babys, wenn die Eltern über die richtigen Sicherheitsmaßnahmen aufgeklärt sind.

Quelle: Białek-Dratwa, A., Kowalski, O., & Szczepańska, E. (2022). Traditional complementary feeding or BLW (Baby Led Weaning) method? – A cross-sectional study of Polish infants during complementary feeding. Frontiers in Pediatrics, 10. https://doi.org/10.3389/fped.2022.992244

 

 

Fazit

 

Baby-led Weaning ist eine bereichernde und entspannte Art, die Beikost einzuführen. Es ermutigt das Baby, seine eigenen Signale zu verstehen und fördert gleichzeitig wichtige motorische und sensorische Fähigkeiten. Es ist jedoch kein Allheilmittel und erfordert eine sorgfältige Vorbereitung und die Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten. Wenn Sie sich unsicher sind, stehe ich Ihnen gerne für eine individuelle Beratung zur Seite.